Im Sommer 2020, also mitten der ersten Corona-Welle, starteten die ersten “Travel to nowhere”-Touren.
Dabei handelte es sich in Europa um Kreuzfahrten die erst gar nicht den Versuch starteten, die Länder im Mittelmeer oder
Skandinavien überhaupt anzusteuern – sondern um reine Seetage. Damit wurde praktisch die sinnloseste Form des Reisens erfunden,
Eine Kreuzfahrt mit seiner eigentlich anachronistischen Reiseform, zur plötzlich modernsten Reiserei machte.
Wenn auch nur aktueller Pandemie-Lage geschuldet, daher zeitlich absehbarer Weise. Hoffe ich.
Das überraschendste daran war jedoch die Nachfrage. Die Testmöglichkeiten noch recht Neu und erklärungsbedürftig,
wollten die verhinderten Touristen halt einfach raus, egal wohin, und mussten sich um die Plätze auch noch sputen.
Travel to nowhere-Flüge kamen dazu – Tiefflüge ins Nirgendwo
Auf einem Schiff mag das ja noch als gesellig gelten, aber es gab sogar schnell auch “travel to nowhere”-Flüge, also ins Nirgendwo
und nach kurzem Flug wieder zum Ausgangspunkt zurück – und auch die waren schnell ausgebucht.
Die Kritik von Umweltschützer war hier entsprechend noch lauter und man unterband das inzwischen weitgehend.
Die Reedereien haben dagegen wegen auftretender Corona-Fälle die Kreuzfahrten erst mal aussetzen müssen.
In Asien war die Kritik an den “Karusselflügen” erst durch den unglaublichen Verkaufserfolg massiver geworden,
immer mehr Airlines wie die Air Nippon zogen nach und verkauften die viel knapperen Flugplätze zu Mondpreisen( dabei kam
man ja noch nicht einmal irgendwohin, geschweige in den Weltraum). Australien bot immerhin eindrucksvolle Ausblicke für
“Tiefflüge über das Great Barrier Reef, den Ayers Rock, die Küstenstadt Byron Bay und Hafen von Sydney” an.
So hieß es in der Bewerbung für den Rundflug nach „Nirgendwo“.
Es wurde eine neue privilegierte Reiseform, mit elitärem Dinner an Bord und Butlerservice. Die Royal Brunei hatte auch genügend Klientel für diesen Irrsinn, mit dem an sich noch vom niederen Volk plastisch abheben konnte.
Inspiriert wohl davon, bot die Quantas dann einen Großraumflieger am Flughafen als Restaurant an. Auch ein Erfolg(und das Kerosin, mitsamt den lästigen Kritikern, erspart man sich auch noch).
Mal abgesehen vom ökologisch Fußtritt, ist es vor allem das Gegenteil des Reisens als Weg, dem sammeln von Erfahrung ja gemeint.
In meinem Stuttgarter Reisebüro hatte ich in den 90er-Jahren schon den gerade aufkommenden “All inklusive”-Boom,
und deren dumping-Preisen, mit einem bildlosen Aushang karikiert. Dazu der irrwitzige Text:
” 1 Woche All Inklusive-Urlaub, 3 Sterne Hotel, egal wohin, nur ….€!!)war natürlich als Satire gemeint, darunter auch
der wichtige Nachsatz des Kleingedruckten: “…bekommen Sie bei uns nicht, aber viele tolle Angebote für eine gute Reise die es wert ist”.
Den genauen Wortlaut habe ich nicht mehr im Kopf, aber so ähnlich war es, und es dauerte auch nicht lange bis ein Interessierter
ins Reisebüro kam und fragte; ob es das Angebot denn auch mit 4 Sterne-Hotel gäbe. Das Reisebüro als Ironiefreie Zone, ist mir schon
anhand der euphemistischen Katalogsprache bekannt, und nach der zweiten Nachfrage nahm ich es wieder ab.
Ich will mir ja die Lust am Reisen nie verderben lassen, from nowhere.